Ein Farbton, der uns optisch besonders anzieht, ist Ultramarinblau. Dieses Superblau scheint uns zunächst entgegenzukommen, um uns dann, wie bei das bei den als kalte bezeichneten Blautönen so funktioniert, optisch in die Tiefe des Bildraums zu ziehen.
Ursprünglich konnte Ultramarinblau nur aus Gesteinsvorkommen in Afghanistan als Lapis Lazuli (blauer Stein) auf sehr mühsame Weise hergestellt werden. Dafür mussten große Mengen Gesteins verarbeitet werden, aus denen die blauen Anteile regelrecht herausgeknetet wurden. Daher stammt auch der Name „Ultra-marin“, als von jenseits des (Mittel-)Meeres kommend.

Alte Pinakothek München
Aufgrund es hohen Aufwands bei Herstellung und Transport war das schöne blaue Material wertvoller als Gold. In der christlichen Malerei des Mittelalters war es infolgedessen meist für eine besondere Verwendung vorgesehen: für Heiligendarstellungen und den blauen Mantel Mariens. Bei Beauftragung eines Bildes wurde die Menge des zu verwendenden blauen Lapis Lazuli festgelegt und vorab extra bezahlt.

Madonna mit der Nelke, ca. 1475
Alte Pinakothek, München
In der Renaissance nutzte Leonardo da Vinci (1492-1519) dieses magische Blau um mit den damit gestalteten Landschaften im Hintergrund einem Porträtbild räumliche Tiefe zu geben.
Heute wird für dieses wunderbare Blau kein Gestein mehr aus dem Berg gebrochen. Denn es lässt sich schon lange durch eine chemische Reaktion herstellen. So hat die Natur in Form der Berge mal ihre Ruhe.
Diese Entdeckung geht sowohl in Frankreich (Guimet) wie in Deutschland (Gmelin) auf das Jahr 1828 zurück. Auch im bekannten Meissener Blau ist der dafür grundlegende Farbstoff Lazurit enthalten. .
Von Yves Klein (1928-1962), aber auch von Piero Manzoni (1933-1963) wurde Ultramarinblau regelrecht ikonisch verwendet. Yves Klein schuf damit seine Monochromien. Er ließ den Farbton als IKB – International Klein Blau registieren.
Yves Klein war es auch der intensiv daran arbeitete, die Farb- und Leuchtkraft des Pigments durch die Wahl des Bindemittels im Werk zu erhalten. (Vom Stil her siehe Beitragsbild)
Unter den Künstlern des 21. Jahrhundert ist es Anish Kapoor, der in seinen Werken dem reinen Pigment einen ähnlichen Objektcharakter verleiht. Auch er hat sich einen Farbton gesichert, ein extrem dunkles Schwarz.
In manchen Texten wird Ultramarinblau gleichgesetzt mit Preussischblau bzw. Berliner Blau, mit Pariser bzw. Miloriblau oder Delfter Blau. Doch diese Farben sind in ihrer Farbwirkung gar nicht identisch.
Der international gültige britische Colour Index führt Ultramarinblau als (Pigment Blue) PB 29 und das dunklere, nennen wir es hier „Preussischblau“ entsprechend auch unter PB 60. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: das Pigment vom dunkleren Miloriblau reagiert in Bindemitteln deutlich anders als das hellere Ultramarinblau.

beide vom Hersteller Kremer-Pigmente
Bei meinen eigenen Arbeiten gibt es eine ganze Reihe von Arbeiten in Ultramarinblau. Die Farbe fasziniert mich. Sie thematisiert Grenzen und für mich fühlt sie sich auch regelrecht gut an. Bei Interesse können Sie gerne mal einen Blick werfen auf www.kunstvonliebe.net